Bayreuth, den 18.3.18 2. Mose 20, 17

Liebe Gemeinde!

„Du sollst nicht begehren!“ Diese Worte scheinen in unsere Gesellschaft nicht hineinzupassen. Habgier regiert in unserer Welt. Auch in großen Autokonzernen. Abgaswerte werden manipuliert, damit der Profit stimmt. Un der Skandal ist groß, wenn dieser Betrug, wie ja geschehen, auffliegt. 

Aber Habgier ist natürlich nicht nur eine Sache der Reichen. Im Januar 2007 strandete als Folge des Sturmes „Kyrill“ vor der englischen Küste der Frachter „Napoli“. Duzende von Containern wurden an Land gespült, gefüllt mit allen möglichen Gütern. Hunderte von Menschen plünderten das Strandgut. Die Polizei wurde der Lage nicht Herr. „Es war die reine Gier“, sagten Beobachter. In die Hände der Plünderer fielen Weinfässer, Babywindeln, Damenmode, Werkzeuge und Auto-Ersatzteile. Einige zogen sogar mit Motorrädern davon. Nur ein Container mit Bibeln blieb unberührt.

Eine Frau gab später ihr gestohlenes Strandgut wieder zurück. „Ich schäme mich so sehr“, sagte sie. „Es war wie ein Rausch.“

Habgier gibt es schon so lange, seit es Menschen gibt. Die ersten Menschen, so erzählt die Bibel, fielen ihrer Habgier zum Opfer. Gott hatte sie reich beschenkt. Sie hatten alles, was sie zum Leben brauchten und lebten in einem richtigen Paradies. Nur die Früchte eines Baumes waren ihnen von Gott verwehrt. Doch gerade diese verbotenen Früchte reizten ihre Gier. Sie nahmen und aßen sie. Vielleicht schmeckten die Früchte süß. Aber sie machten Adam und Eva nicht glücklich. Ganz im Gegenteil, sie wurden todunglücklich und verloren die enge Gemeinschaft mit Gott, in der sie bis dahin geborgen waren.

Bild: Dicke Hintern auf einer Bank

Das Alte Testament berichtet auch von König Ahab, der wohl der reichste Mann in seinem Land war. Trotzdem lag er unzufrieden auf seinem Bett. Er hatte seinem Nachbarn Naboth angeboten, für teures Geld oder ein anderes Grundstück dessen Weinberg zu kaufen. Doch davon wollte Naboth nichts wissen. Er wollte das Erbe seiner Väter nicht verkaufen. Weil der König so unzufrieden war, trat seine Frau an sein Bett und sagte zu ihm: „Ich besorge dir den Weinberg!“

Mit gefälschten Briefen verschafft sie Naboth auf einem Fest einen Ehrenplatz. Dort treten falsche Zeugen auf, die ihn beschuldigen ein Verbrecher zu sein, und Naboth wird gesteinigt.

Bild weg

So ist es nicht nur im Alten Testament sondern überall auf der Welt: Was man nicht hat, das ist überaus begehrenswert, und was man hat, das nimmt man für selbstverständlich.

Das fängt schon bei Kindern an. Das Spielzeug mit dem ein anderes Kind spielt, ist immer interessanter als das eigene, und wehe, der Nachtisch, den die Geschwister bekommen, ist etwas größer als der eigene. Auch Jugendliche können anderen das nicht gönnen, was sie haben: Ein Gymnasiast schafft vielleicht ganz ordentlich sein Abi, aber er ist neidisch auf seinen Mitschüler, der mit Spitzennoten glänzt. Ein Mädchen ist vielleicht ganz hübsch, aber die Schulkameradin aus der Parallelklasse sieht einfach super aus. Erst recht in der Erwachsenenwelt spielt der Neid eine große Rolle: Das eigene Auto ist zwar ganz ordentlich aber der Nachbar hat sich gerade einen tollen Mercedes gekauft. Dagegen sieht der eigene Wagen direkt schäbig aus. Oder: Der eigene Mallorcaurlaub war ja ganz nett, aber seitdem der Arbeitskollege von seiner Karibikreise schwärmt, muss man nächstes Jahr natürlich auch unbedingt dort hin.

Es hat einmal jemand gesagt: „Alles Unglück dieser Welt kommt vom Vergleichen.“ Sicher ist dieser Satz extrem formuliert. Aber stimmt er nicht sehr häufig? Wir vergleichen uns mit denen, denen es – unserer Meinung nach – besser geht als uns, und dann geht es uns sofort schlechter. Neid, Missgunst, Habgier und vielleicht sogar Hass kommen in uns hoch. Manche böse Tat ist aus diesem – falschen – Vergleichen entstanden.

Glücklich wird kein Mensch, zumindest längere Zeit nicht, dass er immer das bekommt, was er sich wünscht. Die Erfahrung lehrt: Je mehr einer bekommt, desto mehr will er auch. Die Unzufriedenheit bleibt also.

Bild: Fischer fängt Fisch

Ein bekanntes Märchen drückt diese Lebensweisheit aus: Ein Fischer fängt einen Fisch, der sprechen kann. Jeden Wunsch, so verspricht er dem Mann, will er ihm erfüllen, wenn er ihn wieder frei lässt. Hoch erfreut bespricht er die Neuigkeit mit seiner Frau. Die schickt ihn nun immer wieder an den Strand des Meeres, um den Fisch herbeizurufen, damit er ihre Wünsche erfüllt. Der Mann will zwar nicht so recht, aber was bleibt ihm anderes übrig? Und so wünscht sich die Frau zunächst ein Haus, dann ein Schloss, dann König, Kaiser, Papst zu sein. Alle Wünsche werden tatsächlich erfüllt. Doch als zum Schluss der Wunsch geäußert wird „der liebe Gott“ selbst zu sein, gibt es einen Donnerschlag und das Ehepaar wohnt wieder in der alten elenden Fischerhütte.

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Die Maßlosigkeit bringt den Menschen ins Verderben und die Dankbarkeit und das Gottvertrauen macht ihn glücklich. Wir alle, die wir hier sitzen, haben Grund, Gott dankbar zu sein. Wir alle können dafür dankbar sein, dass wir leben. Gott hat uns ins Dasein gerufen und uns das Leben geschenkt. Ihr, liebe Konfirmanden, könnt dafür dankbar sein, dass ihr Eltern habt oder Mütter oder Väter, die euch am nächsten Sonntag konfirmieren lassen und eine Feier für euch ausrichten. Sicher mancher von euch, - vielleicht auch viele oder gar alle – wird an diesem Tag reich beschenkt werden. Auch das größte Geschenk, das ein Mensch bekommen kann, erhaltet ihr. Es ist der Segen Gottes. Ihr könnt ihn zwar nicht sehen. Aber glaubt mir: Ein Mensch, der von Gott gesegnet ist und vielleicht wenig hat und auch nicht sehr begabt ist, hat doch mehr als einer, der alles hat und kann und von Gottes Segen nichts wissen will.

Danken wir auch alle dafür, dass wir genug zu essen und zu trinken haben, sowie ein Dach über dem Kopf. Wir leben in Frieden und Freiheit, müssen nicht jeden Tag um unser Leben zittern, weil irgendwo eine Bombe hochgehen kann wie in Afghanistan, Syrien oder im Irak. Wir müssen nicht fliehen, weil irgendwelche räuberischen und mörderischen Milizen anrücken. Wir können immer noch frische Luft atmen und unverseuchtes Wasser trinken. Um die Lebensumstände, in denen der ärmste unter uns lebt, würde uns die Mehrheit der Menschheit beneiden.

Wir sind so reich. Wir sehen es oft nur nicht, nehmen alle guten Gaben Gottes für selbstverständlich. Erst wenn uns das genommen wird, was wir für so selbstverständlich gehalten haben, merken wir, wie reich wir doch waren. Fragt einmal zu diesem Thema einen Menschen, der im Krankenhaus liegen muss!

Ich möchte nicht die Schwierigkeiten, die unser Land hat, kleinreden, auch nicht Ihre Probleme, die Sie vielleicht haben. Aber durch Sorgen und Jammern bekommen wir auch keinen Cent mehr in unser Portemonnaie, lösen sich auch nicht unsere Schwierigkeiten, die wir mit unseren Mitmenschen, in unserer Ehe, mit unserer Familie oder unserer Gesundheit haben.

Was uns weiterhilft, ist das Danken. Es gibt ein Allheilmittel gegen das Jammern und Verzagen. Das ist das Danken. Ich kann Gott danken, wenn es mir gut geht. Aber auch in schweren Zeiten kann ich ihm dafür danken, dass er doch alles recht macht.

Loben und Danken ist ein Wundermittel. Es verändert den Menschen, so wie auch Murren, Auflehnen und Rebellieren gegen Gottes Führung dem Menschen bis ins Gesicht geschrieben ist. Dann wird man halt ein Griesgram. Dankbarkeit schafft Geborgenheit in Gott, dann geht von mir Friede und Liebe aus. Das Danken macht aus mir einen anderen Menschen.

Vergiss nicht, wie gut er es dir in deinem Leben hat gehen lassen. Vergiss auch nicht dem zu danken, den Gott vor 2000 Jahren in diese Welt geschickt hat, um jedem Menschen zu helfen. Er hat Jesus Christus Mensch werden lassen. Der Sohn Gottes hat sein Leben am Kreuz geopfert, damit unsere Schuld vergeben werden kann. Eine größere Liebe kann man sich nicht vorstellen. Einen größeren Dank als Jesus verdient niemand. Denn die Vergebung, die er uns anbietet, ist eine der größten Gaben, die es gibt. Vergebung löscht meine Vergangenheit aus und eröffnet mir eine neue Zukunft. In der Vergebung begegnet mir die Liebe Gottes in ihrer schönsten Form. Vergebung ist die Kraft, die mein Leben verändert und selber mit Liebe erfüllt. Vergebung schließt mir auch einmal die Tür zum Reich Gottes, zum Himmel auf. Brauchen wir sie nicht alle, und wollen wir uns nicht mit ihr beschenken lassen? Wie reich ist doch unser Leben!

Vielleicht widerspricht mir jetzt einer bei diesem Satz innerlich und denkt: „Pfarrer, was weißt du von meinem Leben! Mein Leben ist nicht reich. Es strotzt vielmehr nur so vor Problemen. Ich bin nicht glücklich.“

Natürlich kenne ich nicht alle Lebensumstände von jedem, der hier sitzt. Erst recht weiß ich nicht, wie es im Inneren eines Menschen aussieht. Das weiß nur Gott. Und dieses Wissen kann dich trösten.

Denn Gott meint es ganz gewiss gut mit dir. Das habe ich und viele, viele andere, die ihm vertraut haben, immer wieder erleben dürfen. Warum sind viele Menschen so unglücklich und unzufrieden mit ihrem Schicksal? Der letzte Grund liegt darin: Weil sie Gott nicht vertrauen, das heißt, ihrem besten Freund misstrauen. Du wirst erst dann glücklich und zufrieden, wenn du glaubst, dass Gott es gut mit dir meint. Er enthält dir nichts vor, was du zum Leben brauchst. Er führt dich recht und gut in deinem Leben.

Dieser Satz gilt auch, wenn du Schweres durchmachst. Es gibt kein Leben, in dem immer alles problem- und reibungslos verläuft. Die Älteren unter uns können die Wahrheit dieser Aussage sicher unterstreichen. Aber auch wenn man jung ist, kann man schon große Probleme haben: Vielleicht hast du kein schönes Elternhaus, vielleicht geht es dir in der Schule nicht gut oder du hast Angst, wie es mit dir einmal weitergeht, wenn du aus der Schule rauskommst, ob du einen Arbeitsplatz bekommst oder nicht.

Was dir in deinen Schwierigkeiten hilft, ist allein das Vertrauen auf Gott. Wenn du glaubst, dass Gott dein Leben in seiner Hand hat, dann geht es dir besser, dann ist deine Last schon leichter.

Besonders euch, liebe Konfirmanden, möchte ich sagen: Vertraut Gott in allen Dingen eures Lebens. Vertraut ihm, wenn Schulaufgaben bevorstehen. Bittet, dass er euch beisteht – und lernt natürlich auch. Faulheit belohnt Gott in der Regel nicht. Dankt ihm, wenn ihr gute Noten habt. Beschwert euch nicht bei ihm, wenn ihr schlechte habt. Vielleicht wart ihr faul. Dann wisst ihr, was ihr zu tun habt. Vielleicht wart ihr fleißig und habt trotzdem schlechte Noten. Dann vertraut Gott, dass er euch auch mit schlechten Noten gut durchs Leben führt.

In einer Woche ist eure Konfirmation. Ihr dürft euch darauf freuen. Freut euch vor allen Dingen darauf, dass ihr dann versprechen dürft, mit einem zu leben, der es unter allen Umständen gut mit euch meint und euch immer helfen und beistehen will. Das ist Jesus Christus.

Amen