Bayreuth, den 29.4.18 Apostelgeschichte 16,23-34

Liebe Konfirmanden, liebe Gemeinde! 

Ziemlich genau in einem Jahr findet eure Konfirmation statt. Beim Konfirmandenelternabend wart ihr ja auch mit dabei. Und da habe ich euch gesagt: Bei eurer Konfirmation dürft ihr Ja sagen zu einem Leben mit Gott, Ja sagen zu einem Leben mit Jesus Christus. Das klingt nun nicht sehr aufregend. Das hört sich eher langweilig an.

Aber es ist im Gegenteil das Aufregendste von der Welt. Es gibt langweilige Christen, sicher. Aber ein Leben mit Jesus ist nicht langweilig. So ein langweiliges Christsein hätte mich auch nicht interessiert.

Ich war ja auch einmal so ein junger Konfirmand wie ihr auch. Als ich in den Konfirmandenunterricht kam, war ich sehr überrascht. Uns Konfirmanden saß ein freundlicher, älterer Herr gegenüber, der viel zu erzählen wusste. „Abenteuer mit Gott“ nannte er seine Geschichten. Er war ein überaus fröhlicher und freier Mensch, gar nicht verkrampft und verbiestert. So wollte ich auch gerne sein. Und ich erlebte tatsächlich auch diese Freude und Freiheit eines Christen, von der mein Konfirmationspfarrer sprach und die er auch ausstrahlte. Und ich erlebte auch ähnliche Abenteuer mit Gott wie er.

Ich wünsche mir, dass ihr mir das abnehmt: „Auch ihr könnt mit Gott Dinge erleben, die ihr euch vorher nicht habt träumen lassen. Es sind oft aufregende Dinge, wirkliche Abenteuer.“ Und die stehen auch in der Bibel drin. Oft phantastisch klingende Geschichten, aber keine Märchen, nichts Ausgedachtes. Sie sind wahr.

So eine Geschichte möchte ich euch nun vorlesen. Sie handelt von dem Apostel Paulus und seinem Freund Silas. Das waren zwei Missionare. Missionare sind Leute, die Menschen von Jesus etwas erzählen, und zwar Menschen, die von ihm nichts wissen. Die beiden, Paulus und Silas, zogen nun von Ort zu Ort. Es war eine richtige Reise. Sie kamen nach Philippi. Das liegt in Griechenland. Dort erzählten sie den Leuten auch von Jesus. Aber besonders einflussreiche Leute waren nicht begeistert von dem, was die beiden sagten und taten. Sie wollten Paulus und Silas mundtot machen. Sie ließen die Apostel verprügeln. Und sie schafften es, dass Paulus und Silas in ein Gefängnis gesteckt wurden. Dann geschah Folgendes. Ich lese aus Apostelgeschichte 16, Vers 23 bis 43:

(Predigttext)

Das ist wirklich eine abenteuerliche Geschichte. Da kann man nur staunen. Man muss sich das mal plastisch vorstellen: Zwei Männer sitzen mit blauen Flecken und einem blutigen Rücken in einer Gefängniszelle. Dabei ist "sitzen" das falsche Wort. Die Hände und Füße sind in einem Holzstück eingespannt. Zusammengeklappt wie ein Taschenmesser kauern sie in unbequemer Lage auf dem Fußboden. Doch sie jammern nicht. Sie loben Gott. Das ist eigentlich das erste große Wunder in dieser Geschichte. Dann erschüttert das Gefängnis ein Erdbeben, das nächste Wunder. Erdbeben sind zwar in Griechenland keine Seltenheit. Aber dieses Beben war kein Zufall sondern von Gott so gewollt. Als Ergebnis dieser kleinen Naturkatastrophe kam der Gefängnisdirektor zum Glauben an Jesus.

Gott hat Macht über die Naturgewalten. Das erlebten auch die Bewohner der Insel Jamaika in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts. Ein Wirbelsturm rast auf die Insel zu mit 200 km/h. Kilometerweit raste er mit dieser Geschwindigkeit in gerader Richtung genau auf die Insel zu. Er würde eine Schneise der Zerstörung auf der Insel und Hunderte Tote hinterlassen. Unaufhaltsam kam er näher. Der Staatspräsident hielt noch eine letzte Ansprache, die im Radio übertragen wurde, in der er aufrief: „Betet, betet – etwas anderes kann uns jetzt nicht helfen!“

Dann war Funkstille.

Doch die erwartete Katastrophe blieb aus. Was war geschehen? Wie durch ein Wunder hatte sich der Sturm kurz vor der Insel um 90 Grad gedreht. Er raste nur an den unbewohnten Küstengebieten vorbei und dann, wie wenn Gott zeigen wollte, dass es wirklich ein Wunder war, drehte er wieder um 90 Grad und raste in der ursprünglichen Richtung weiter. Die Insel blieb verschont, der Wirbelsturm hatte um sie einen Haken geschlagen – ein wunderbares Eingreifen Gottes.

Willst Du in deinem Leben auch Wunder Gottes erleben? Dann vertraue diesem wunderbaren Gott, von dem die Bibel erzählt und lebe mit ihm. Dann kannst auch du sein Eingreifen erfahren. Auch in deinem Schülerdasein kannst du Wunder erleben. So habe ich es zumindest erfahren.

Einmal bei einer Französischschulaufgabe: Ich war in der 13. Klasse kurz vor dem Abitur. Wir sollten in Französisch ein Diktat als Schulaufgabe schreiben. Wir alle in der Klasse waren nicht sehr begeistert. Wir hatten Angst, zumindest ich. Denn unsere Lehrerin nuschelte. Und gerade beim Französischdiktat muss man sehr genau hinhören, weil viele Wörter ganz anders gesprochen als sie geschrieben werden. Und manche hören sich ganz ähnlich an, wie "un" "on" oder "en". Ihr habt den Unterschied gehört? Das erste Wort schreibt sich "u - n", das zweite "o - n" und das dritte "e-n".

Am Tag vor der Schulaufgabe kam eine andere Lehrerin in unser Klassenzimmer und sagte: „Ich habe gehört, dass ihr morgen Schulaufgabe schreibt und bete für euch.“ Auch ich betete dann um die Hilfe Gottes. Aber ich bereitete mich auch auf die Schulaufgabe, so gut es ging, vor. Ich las meine alten Diktate durch und schrieb mir einige schwierige Wörter heraus. Am nächsten Tag kamen ungewöhnlich viele von diesen Wörtern in der Schulaufgabe dran. Es war mir wie ein Wunder. Und ich bekam auch eine entsprechend gute Note. Bei der Herausgabe sagte die Lehrerin, sie habe unsere alten Diktate durchgeschaut und ganz bewusst einige Wörter eingebaut. Vielleicht, so dachte sie sich, hat ja jemand auch die alten Diktate angeschaut. Aber die gute Note habe ich trotzdem dem Eingreifen Gottes zu verdanken. Denn von den Gedanken meiner Lehrerin wusste ich natürlich nichts. Aber Gott wusste es!

Natürlich geht in einem Leben mit Jesus nicht alles glatt. Das mussten ja auch Paulus und Silas erleben. Sie wurden misshandelt und landeten im Gefängnis. Man muss sogar sagen: Weil sie an Jesus geglaubt haben, bekamen sie Schwierigkeiten. Wenn sie ihren Mund gehalten und nichts von ihrem Glauben erzählt hätten, wäre ihnen das nicht passiert. Auch wenn du glaubst, kannst du krank werden, kannst du auch durch Prüfungen fallen oder dir ein Unfall passieren. Gott lässt das manchmal zu. Aber nicht, weil es ihm egal ist, wie es uns geht, nicht, weil er uns quälen will, sondern weil er andere Pläne für unser Leben hat als wir. Doch am Ende stellt sich heraus: So wie er es gemacht hat, war es gut. So erlebten es ja auch Paulus und Silas in der Geschichte. Wenn die beiden nicht ins Gefängnis gekommen wären, dann hätten sie nicht den Gefängnisdirektor getroffen. Dann hätte er nie was von Jesus gehört und wäre nicht zum Glauben an ihn gekommen.

Der Glaube an Jesus ist eben nicht in erster Linie dazu da, dass immer das passiert, was mir gefällt, was ich für mich gut halte. Sondern wer glaubt, der vertraut sein Leben Gott an. Der möchte, dass sein Wille geschieht. Er stellt Gott in den Mittelpunkt seines Lebens.

Das haben auch Paulus und Silas getan. Deshalb konnten sie in ihrer schwierigen Lage Gott loben. Sie haben in diesem Moment sicher nicht begriffen, warum Gott es zugelassen hatte, dass sie geschlagen und ins Gefängnis geworfen worden waren. Aber sie dachten: Gott weiß warum. Er macht keinen Fehler. Er ist immer lobenswert.

Bei uns in der Diele hängt eine Holztafel. Zwei Sätze stehen darauf: "Nicht jammern sondern danken. Nicht sorgen sondern vertrauen." Unsere Familie nimmt in dieser Diele in der Regel die Mahlzeiten ein. Also immer wieder fällt mein Blick auf diese hilfreichen Sätze.

Mach es doch genauso: Jammere nicht sondern danke. Mach dir keine Sorgen sondern vertraue Gott. Wenn du das tust, dann geht es dir bestimmt viel besser als Menschen, die das nicht tun.

In der Geschichte, die ich eben vorgelesen habe, ist zum Schluss noch von einem besonderen Mann die Rede. Es ist ein Gefängnisdirektor und für die Gefangenen in seinem Gefängnis verantwortlich. Wenn einer flieht, wäre er seinen Posten losgeworden. Er hat es zu etwas gebracht. Schließlich bekommt nicht jeder so einen Posten wie er. Es geht in seinem Leben alles seinen Gang. Doch dann passiert etwas, was ihn ganz durcheinander bringt. Nach dem Erdbeben stehen alle Gefängniszellen offen. Der Gefängnisdirektor geht davon aus, dass alle Gefangenen geflohen sind. Diese Schande, so denkt er, überleb ich nicht. So beschließt er in seiner Verzweiflung sich das Leben zu nehmen.

Vor einem Moment war noch alles in Ordnung. Doch nun, durch dieses Erdbeben, zeigt sich: Es war überhaupt nichts in Ordnung. Es fehlte ihm das Wichtigste. Das war ein fester Halt, ein Lebensfundament, auf dem er stehen konnte.

Er lebte so wie viele Menschen. Sie denken: Was soll mir schon passieren? Ich habe doch alles im Griff. Und haben doch nichts im Griff.

Ein junger Mann legte sich ein schweres Motorrad zu. Er liebte den Rausch der Geschwindigkeit und pflegte einen riskanten Fahrstil. Vorne auf dem Schutzblech seiner Maschine hatte er einen Aufkleber angebracht. Darauf stand: "Mich wirft keiner um!" Ein Motto, das auch seine Lebensauffassung war.

Eines Tages stand in der Zeitung der Bericht von einem Verkehrsunfall. Die Nachricht war überschrieben mit der Zeile: "Tödlicher Irrtum!" Das Motorrad konnte man verbeult am Straßenrand sehen, und der junge Mann war tot. "Mich wirft keiner um!" Was für ein Irrtum.

Das ist eben eine falsche Meinung, wenn man denkt: Ich pack das schon. Ich werde das Leben schon meistern. Das geht nicht. So ein Leben funktioniert nicht.

In einer Straßenbahn meinte ein gut gekleideter Mann ,mit Anzug und Krawatte: "Man muss seinen Halt in sich selber haben!" Ein anderer sagte lässig: "Wenn Sie meinen. Sie halten sich bei der nächsten Kurve an ihrer Krawatte fest und ich an dieser Stange. Mal sehen, wer von uns beiden umfällt."

Was hält im Leben? Was fällt nicht um? Kein Sicherheitssystem und keine Vorsichtsmaßnahme ist sicher, kein Mensch kann dir absolute Sicherheit geben, auch nicht du selbst. Dies kann nur Jesus tun, er allein.

Diese Tatsache macht Paulus dem vor Angst schlotternden Gefängniswärter klar. Er fordert ihn zum Glauben an Jesus auf, der seinem Leben einen festen Grund gibt.

Es klingt widersprüchlich, aber es ist wahr: Diesen festen Grund bekomme ich nur, wenn ich das andere verlasse, was mir anscheinend Sicherheit gibt. Nehmen wir einmal an, ein Mann steht in einem brennenden Haus am Fenster. Er hat nur eine Chance, den Flammen zu entkommen. Er muss aus dem Fenster in das Sprungtuch springen, dass die Feuerwehr unten ausgespannt hat. Dieses Risiko muss er eingehen, damit er in Sicherheit kommt.

So ist es auch mit dem Glauben an Jesus. Gib ihm wenigstens eine Chance, dir zu beweisen, dass er lebt und immer für dich da ist, wenn du ihn brauchst. Riskiere das doch einmal, mit ihm zu reden und ihm zu sagen: "Ich möchte das wissen, ob stimmt, dass man dich kennenlernen und etwas mit dir erleben kann." Und trau ihm auch zu, dass er dir Antwort gibt, wie auch immer. Ich habe die Erfahrung gemacht: Es funktioniert. Er, Jesus redet mit dir, durch das Lesen in der Bibel etwa oder auch durch solche Ansprachen wie hier heute.

Jesus verspricht dir, dich sicher durch dieses Leben zu führen, wenn du es riskierst, ihm zu vertrauen. Und er hält sein Versprechen. Du darfst dir sogar sicher sein, dass er dich einmal an ein wunderbares Ziel bringt. Das ist die Ewigkeit Gottes.

Dann ruht auch unser Leben auf einem sicherem Fundament und wir brauchen auch keine Angst mehr vor kommenden Krisenzeiten in unserem Leben zu haben.

Ein Patient lag im Krankenhaus und musste am Herzen operiert werden. Er hörte, er könne nicht mehr länger leben, wenn man ihn nicht innerhalb der nächsten Stunden operieren werde. Da spürte er in sich eine große Angst, und er wusste einfach nicht, was er tun sollte. Man fuhr ihn in den Vorraum zum OP: Da fiel sein Blick auf das Kreuz an der Wand. Und er dachte: da ist ja noch einer da, der mich begleitet, der mein Leben in der Hand hat. Wenn es vorher so war, als hätte man ihm den Boden unter den Füßen weggezogen, so war jetzt dieses Kreuz für ihn Halt und Kraft, war wie ein Felsen, auf dem er nun ruhte. Auf einmal war er ganz ruhig - und hatte keine Furcht mehr vor der Operation, vor allem, was ihm jetzt bevorstand.

Er blieb am Leben und wollte gern das Kreuz an der Wand diese kleinen Vorzimmers haben. Er bekam es und nahm es mit nach Hause. Er begriff wohl, dass es ja ein Fundament für sein ganzes Leben sein kann, nicht nur in den Krisensituationen.

Machen wir es doch diesem Patienten nach und blicken wir in den schweren Lagen unseres Lebens auf das Kreuz: In einer Krankheit, oder wenn uns die Schuld unseres Lebens aufgeht, wenn Sorgen uns überwältigen wollen, wenn wir Angst vor der Zukunft haben. Glauben wir dann dem Gekreuzigten und Auferstandenen, der zu uns spricht: "Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende."

Er lässt uns nicht im Stich, auch dann nicht, wenn die größte und entscheidendste Bewährungsprobe unseres Lebens kommt: wenn wir einmal nach unserem Tod vor Gott treten müssen. Dann wird er uns nach unserem Leben fragen, dann wird sich zeigen, ob unser Leben auf Sand oder auf Fels gebaut war.

Amen