Die erste Predigt im neuen Jahr soll über die Jahreslosung gehen. Sie steht in Markus 13 Vers 31 und lautet: "Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen."
Vielleicht berührt es Sie merkwürdig, dass ich zu Beginn des Jahres über ein Wort rede, in dem es über die Vergänglichkeit geht. So ein Wort passt doch eher zu Silvester als zu Neujahr! Aber diesem Jahr wird es wie dem vergangenen gehen. Es wird einmal der Vergangenheit angehören. Die Blumen, die im Frühjahr blühen, werden im Herbst schon längst wieder abgeblüht sein. Die Fußballeuropameisterschaft, die die Fans mit Spannung erwarten, wird in gut einem halben Jahr schon der Vergangenheit angehören. Der Urlaub im Sommer, auf den wir uns freuen, wird im Winter nur noch Erinnerung sein. Die Freizeiten, auf die sich viele unter uns freuen, werden im September vorbei sein. Und so wird es mit allem gehen, dem wir in diesem Jahr mit Freude entgegenfiebern. Auch 2004 wird einmal der Vergangenheit angehören, so wie alle Jahre vorher.
"Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen." Fast 2000 Jahre sind vergangen, seitdem Jesus diesen Satz gesagt hat. Und was hat sich in den letzten 2000 Jahren alles verändert! Zivilisationen und Kulturen kamen und vergingen. Auch Weltreiche sind aufgestiegen und wieder versunken. Herrscher kamen und gingen. Weltanschauungen breiteten sich aus und gerieten wieder in Vergessenheit. Der Kommunismus trat mit dem Anspruch an, die ganze Welt zu beherrschen. Doch jetzt hat er - zumindest in Europa - wieder abgewirtschaftet. Die roten Diktaturen, auf die Ewigkeit angelegt, haben nicht einmal die Jahrtausendwende überlebt. Was Goethe einst auf Napoleon münzte, behält Realität:
"Doch, was dem Abgrund kühn entstiegen,
kann durch ein ehernes Geschick
den halben Erdkreis übersiegen,
zum Abgrund muss es doch zurück."
Die Diktatur des Atheismus geht dahin, wo sie herkam: in den Abgrund.
Und so wird es allem und jedem gehen, das sich nicht auf Gott und sein
Wort gründet.
Bereits zehn Jahre vor der Wende sang die tapfere evangelische DDR-Jugend
ihr mutiges Zeugnis:
"Die Mächtigen kommen und gehen
und auch jedes Denkmal mal fällt.
Bleiben wird nur, wer auf Gottes Wort steht,
dem sichersten Standpunkt der Welt."
Nicht nur Weltreiche, Kulturen und Diktaturen vergehen, auch Himmel und Erde werden einmal der Vergangenheit angehören. Jesus sagt unsere Jahreslosung in seiner sogenannten Endzeitrede. Er redet von den Schrecken der Endzeit, von den Zeichen, die seiner Wiederkunft vorangehen, von Erdbeben, Kriegen, falschen Propheten und Hungersnöten. Und dann, wenn Jesus, wiederkommt, wird sogar diese Erde und der Himmel ausgedient haben. Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte vergehen nicht." Was von der Ewigkeit kommt, bleibt in Ewigkeit. Das wird nie überholt. Das bleibt aktuell. Dem gehört die Zukunft.
Das letzte Wort über diese Welt haben nicht Menschen und Mächte. Jesus Christus wird es sprechen. Alles ist im Gehen, er aber ist im Kommen. Der letzte Sieg gehört Christus und den Christen.
Wir leben ja in einer Zeit der großen Verunsicherung. Alles ist irgendwie ins Schwanken geraten: Alte Moralvorstellungen, alte Wirtschaftsordnungen, alte Gesellschaftsordnungen wie Familie und Ehe. Das Tempo der Veränderungen nimmt uns den Atem. Was heute gilt, ist morgen schon veraltet. Ein Computer oder ein Handy, das fünf Jahre alt ist, gehört in ein Museum. Eine Ehe, die länger als 10 Jahre dauert, wird vielleicht in schon nächster Zukunft zur Ausnahme gehören. In dem Wirbel der Veränderungen brauchen wir einen festen Halt. Was zählt denn noch? Was bleibt denn? Es ist das Wort Gottes.
Ein Mitarbeiter im Besuchsdienst besucht in einer Großstadt die Leute in seinem Bezirk. Er kommt zu einer jungen Frau. Nach längerem Gespräch fragt der Mann, ob sie auch eine Bibel hätte. Die Frau antwortet: "Ja, wir haben eine Bibel, aber sie ist uralt, ich weiß nicht, ob die heute noch gilt!"
Die Bibel gilt immer. Sie veraltet nicht, ändert sich nicht. Gottes Wort ist endgültig, auch am Ende noch gültig. Die Zeiten wechseln, die Verhältnisse ändern sich, Menschen werden alt, aber die Bibel bleibt gültig, wahr, lebendig. Die Bibel überdauert alle Menschen, Zeiten, Verbote und Grenzen. Niemand konnte ihre Lebenskraft hindern, weder Nero, noch Hitler oder Stalin. Gottes Wort wird noch gelten, wenn alle anderen Stimmen und Worte längst verklungen sind. Die Frage ist nicht, ob Gottes Wort noch gilt. Die Frage ist, ob sie in meinem Leben zur Geltung und Auswirkung kommt. Die Bibel gilt immer, aber sie kann mir nur helfen und raten, mich trösten und heilen, wenn ich sie lese und lebe.
Die Bibel entfaltet eine ungeheure Kraft. Sie kann Menschen verändern. Verzagte kann sie trösten, Egoisten zu Liebenden machen, Feige zu Mutigen, Zweifelnde zu Glaubenden, Verzweifelten neuen Lebensmut geben.
Deshalb ist es entscheidend wichtig für unser Leben und unsere Ewigkeit, dass wir uns ganz und gar Gott und seinem Wort zuwenden. Nur wer die ewigen Worte Gottes in sich aufnimmt, ihnen Glauben schenkt und sie bewegt, der bleibt auch in Ewigkeit.
Jesus sagte einmal: "Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen."
"Die Bibel rettet Leben" - Unter dieser Überschrift berichtet eine Tageszeitung von einem Hotelportier in Amerika. Stets trägt er ein kleines Neues Testament bei sich, damit er nachts in seiner Pförtnerloge, wenn er auf späte Gäste wartet, in der Bibel lesen kann. – Die Nachtschicht hat gerade begonnen. Der Portier ordnet die Belegpläne vom Tag. Da reißt ein Verrückter die Tür auf, springt in die Hotelhalle, zieht einen Revolver, gibt einen gezielten Schuss auf den Portier ab und verschwindet in der Nacht. – Die Kugel, die für das Herz des Mannes bestimmt war, bleibt im Neuen Testament, das in der Brusttasche ruht, stecken. Die Bibel auf seinem Herzen rettet dem Mann das Leben.
Die Bibel rettet das Leben. Eine Bibel im Schrank, ein kostbarer Druck hinter Glas nützen uns wenig. Legen wir uns das Wort Gottes ans Herz, tragen wir es bei uns, lesen wir darin, leben wir danach, dann rettet sie unser Leben.
Jemand schrieb seinem Freund in die Bibel: "Dieses Buch wird dich von der Sünde fernhalten. Oder die Sünde wird dich von diesem Buch fernhalten!"
Wenn wir mit der Bibel leben, werden wir immun gegen das Böse. Wenn wir mit der Sünde leben, werden wir immun gegen Gottes Wort.
Wie viele Worte von Menschen bewegen wir immer wieder in unserem Herzen, liebe Worte und böse. An bestimmte Sätze wie ein großes Lob oder eine schlimme Beleidigung erinnern wir uns oft noch nach Jahren, weil wir diese Worte immer wieder in unserem Herzen bewegt haben. Diese Worte haben unser Leben beeinflusst und geprägt. Sie haben uns aufgemuntert oder niedergeschlagen gemacht. Sie haben vielleicht jahrelange oder lebenslange Zuneigung oder Hass verursacht, weil sie immer wieder bewegt wurden.
Wenn schon menschliche Worte solche Macht besitzen, was muss dann erst vom göttlichen Wort ausgehen! Es kann ein Leben ebenso total verändern. Petrus hat Jesus gegenüber bekannt: "Du hast Worte des ewigen Lebens." Diese Worte können einen auch in schwierigen Lagen getrost machen.
Denken wir nur an Paulus und Silas, die in das Gefängnis zu Philippi geworfen werden. Eine verzweifelte Lage, in der sie sich befinden. Ausgepeitscht, Hände und Füße gefesselt, in einem dunklen Loch. Doch Sorge, Hass, Wut, Resignation, Zweifel und Verzweiflung können sie nicht überwältigen. Denn etwas anderes wohnt in ihnen: Wort Gottes, Psalmen, Loblieder aus dem Alten Testament. Diese stimmen sie an und sind auf einmal "von guten Mächten wunderbar geborgen".
Es mögen auch bei uns im neuen Jahr viele Dinge auf uns zukommen, die uns nicht gefallen. Aber diese Lagen brauchen uns nicht niederzudrücken, wenn Worte Gottes in uns wohnen. Welch ein Trost kann es für uns bedeuten, wenn da das Wort "Alle Sorge werfet auf ihn, denn er sorgt für euch" in uns lebt. Oder wie unschätzbar kann das Wort sein "Ich bin gewiss, dass uns nichts kann scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn." , wenn uns Schuld verklagt und wir meinen, Gott könne uns nicht mehr lieb haben. Solche Werte sind unvergänglich. Sie gelten unser ganzes Leben lang. Ja, sie haben Ewigkeitswert.
In der Bibel stehen viele tausende von Verheißungen, von Versprechen, Zusagen Gottes an uns Menschen. Jedes dieser Worte kann man mit einem Diamanten vergleichen. Alle zusammen ergeben sie einen ungeheuren Wert. Dieser Schatz gehört auch uns. Es gibt keine Verheißung in der Bibel, die wir nicht auch glauben können. Gott sprach sie zwar zu einem Mose oder David oder irgendeinem anderen Gottesmenschen. Doch in Christus sind sie alle erfüllt. Er schenkt sie jedem, der an ihn glaubt.
Es handelt sich um keine ungedeckten Schecks, die nichts wert sind. Die Verheißungen Gottes sind durch die Allmacht Gottes selbst gedeckt. Diese Allmacht ist nicht zu erschöpfen. Wenn uns das Wort Gottes zugerufen wird "Dir sind deine Sünden vergeben", dann sind sie auch vergeben. Wenn es uns sagt: "Ich bin bei dir, dass ich dir helfe", dann hilft er auch.
Seine Worte haben Ewigkeitswert. Sie gelten immer. Auch wenn sich an unserer Lage anscheinend nichts geändert hat. Gerade dann gelten sie für uns. Dann will Gott, dass wir erst recht glauben, weiterglauben, dass er sein Wort doch noch erfüllt. Wann, das ist seine Sache, nicht unsere.
Jedes Versprechen Gottes ist also ein wertvoller Schatz. Die Besonderheit dieses Schatzes ist, dass er nie der Inflation anheimfällt. Gottes Wort verliert nie an Wert. Auch wenn man heute viele Worte nicht mehr glauben kann, Gottes Wort kann man auf die Goldwaage legen. Schon viele haben das erlebt. Sie haben Gottes Versprechen im Alltag erprobt und als echt erkannt. Wir alle dürfen dieses Jahr neu die Wahrheit der Zusagen Gottes testen. In der Bibel können wir sie lesen. In den Gottesdiensten können wir sie hören. Oft fällt uns so ein Wort ins Herz. Dann kommt es darauf an, wie wir mit diesem Wort umgehen. Wir können es wieder vergessen. Doch das hieße einen Schatz wegwerfen. Oder aber wir können dieses Wort glauben, es festhalten, immer wieder daran denken. Dann werden wir früher oder später erfahren: Wir können uns auf sein Wort verlassen.
Ich kann Ihnen die Garantie geben: Wer in diesem Jahr 2004 seine Bibel verstauben lässt, dessen Seele wird auch verstauben. Wessen Bibel zugeschlagen bleibt, dem wird auch einmal in der Ewigkeit die Tür zugeschlagen werden. Und wer den Weg zum Gottesdienst scheut, der findet auch den Weg zu Gott nicht. Offene Türen bei Gott gibt es einmal für die, die ein offenes Herz für Gott und sein Wort gehabt haben. Und darum wollen wir jeden Tag bitten. Auch ich möchte jetzt mit den Worten darum bitten:
"Herr, öffne mir die Herzenstür,
zieh mein Herz durch dein Wort zu dir,
lass mich dein Wort bewahren rein,
lass mich dein Kind und Erbe sein."
Amen